Mahnwache zu Lines 1. Todestag

Gestern war der 17. April 2025. Genau ein Jahr zuvor ist unsere Tochter Line im Kinder-UKE Hamburg verstorben – sie wurde nur 2 Jahre, 9 Monate und 2 Tage alt. Ihr Verlust ist das Schlimmste, was uns als Eltern je passieren konnte. 

Gedenken an Line

Wir danken allen, die am frühen Morgen des 17. April in den Eppendorfer Park gegenüber der Kinderklinik gekommen sind, um sich gemeinsam mit uns an Line zu erinnern und ein Zeichen für mehr Patientensicherheit zu setzen. Insgesamt waren wir 30 Menschen vor Ort. Einige, die nicht persönlich dabei sein konnten, haben digitale Beiträge geschickt – ihr findet sie unten im Anschluss an diesen Text.

Für uns ist es wichtig, dass Line nicht vergessen wird. Es gab deshalb eine eine digitale Fotostrecke mit Bildern von Line und ich fand es schön, mit euch einige Erinnerungen an meine verstorbene Tochter zu teilen. Eure mitgebrachten Blumen hat Stephan direkt im Anschluss mit an Lines Grab genommen. Und mich hat es sehr gefreut, dass so viele das Angebot, Steine im Gedenken an Line zu gestalten und abzulegen, angenommen haben – ich hatte tatsächlich viel zu wenige dabei, hier eine kleine Auswahl:

Warum musste Line sterben?

Lines plötzlicher Tod hat uns keine Ruhe gelassen. Vor einigen Wochen hat sich unser zunehmender Verdacht bestätigt:

Ein fachpädiatrisches Fachgutachten kommt zu dem Schluss, dass Lines Tod mit großer Wahrscheinlichkeit hätte verhindert werden können – durch rechtzeitige kardiale Diagnostik und Behandlung. Der fachärztliche Standard hätte eingehalten werden müssen. 

Die kurze Lesung aus den verschiedenen Dokumenten gestern war sicher nicht leicht zu ertragen. Aber ich hoffe, ihr konntet damit ein Stück weit ableiten, wie ein als Risikopatientin bekanntes Kind innerhalb von 30 Stunden in einem renommierten Kinderkrankenhaus durchs Raster fallen und für alle unerwartet versterben kann.

Wer mehr über den Hintergrund der Mahnwache erfahren möchte, findet den Flyer hier als pdf-Dokument.

Ein Appell für mehr Patientensicherheit

Neben den individuellen Fehlern, die das medizinische Gutachten benennt, ist es aus meiner Sicht wichtig, auch die systemischen Probleme unseres Gesundheitssystems zu betrachten. Seit Lines Tod haben mir immer wieder Menschen von Erfahrungen mit Behandlungsfehlern berichtet – die meisten gingen glimpflich aus, andere leider nicht.

Wenn man ein Krankenhaus aufsucht, erwartet man zeitgerechte Diagnostik und eine fachgerechte Behandlung. Das soll kein Angriff auf das medizinische Personal sein – im Gegenteil: Ärzt:innen und Pflegekräfte brauchen bessere Rahmenbedingungen, um dies gewährleisten zu können. Und ich sehe da die Verantwortung sicherlich nicht auf der Arbeitsebene, sondern bei Krankenhausmanagement und der Gesundheitspolitik.

Am Ende wollen wir doch alle dasselbe: eine sichere Patientenversorgung.

19 Tafeln mit je 1.000 Punkten darauf symbolisieren die viel zu hohe Zahl an Todesfällen durch vermeibare Behandlungsfehler jedes Jahr. Quelle Zahl: Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. Foto (c) Klaus Radetzki

Auch bei unserem letzten Krankenhausaufenthalt habe ich diverse (systemische) Probleme wahrgenommen, die ich teils auch aus früheren Krankenhausterminen mit Line kenne, z.B. Bettenmangel oder Kapazitätsengpässe bei den Untersuchungen. Beides steht häufig im Zusammenhang mit Personalknappheit. Im Nachhinein weiß ich nun auch, dass wir als Eltern nur lückenhaft über Lines Befunde und die Verdachtsdiagnosen aufgeklärt wurden. Zudem habe ich Unstimmigkeiten in der Dokumentation gefunden. Und ich stelle mir die Frage nach der Qualität der Übergaben zwischen den medizinischen Teams. Letztlich hätten wir uns als Eltern gewünscht, dass uns jemand nach der internen Aufarbeitung von Lines Versterben proaktiv kontaktiert und uns anbietet, über die neuen Erkenntnisse zu sprechen.

All diese Beobachtungen mögen unterschiedlich schwer wiegen, aber sie haben eines gemeinsam: Sie berühren grundlegende Themen wie Patientensicherheit, Prozessqualität und Fehlerkultur.

Zusendungen zur Mahnwache im Gedenken am Line

Medienbericht

📺 Hinweis: Der NDR hat im Hamburg Journal sowie im Hörfunk bei NDR 90,3 über Lines Geschichte und unseren Appell berichtet. Wir freuen uns, wenn ihr den Beitrag weiterverbreitet!

👉 Zum NDR-Beitrag