Das erste Weihnachten ohne sie

Von: Michelle Bayona
Wir hatten nur drei Weihnachten mit Line – 2021, 2022 und 2023. Wobei, eigentlich sogar vier: Heiligabend 2020 hatten wir den Familien von der Schwangerschaft mit Line erzählt.
Ich hatte mich auf die Zukunft gefreut. Letztes Weihnachten sprachen wir noch darüber, dass wir 2024 mit zwei Kindern Weihnachten feiern würden – Lines kleine Schwester sollte Februar zur Welt kommen. Und jetzt ist alles anders. Ein kleiner Weihnachtsbaum steht an Lines Grab. Line ist schon über 8 Monate tot.
Mir war immer so wichtig, besondere Anlässe wie Weihnachten oder Geburtstag schön für mein Kind zu gestalten, egal wie klein sie noch war. Wir hatten die Wochen vorher immer so viele Lieder gehört und Bücher dazu angeschaut, waren auf Weihnachtsmärkten, sind mit ihr dort Karussell gefahren, haben Waffeln gegessen.
Mein lebensfrohes Kind fehlt so… Line, die letztes Weihnachten trotz eines frischen Hämatoms nach einem Sturz so fröhlich und unbeschwert war. Eigentlich waren wir kurz davor, den Weihnachtsbesuch sicherheitshalber doch noch abzusagen, obwohl wir es ärztlich bereits in den Tagen davor abgeklärt hatten. Aber: Wir sollten Heiligabend feiern, statt noch einmal ins Krankenhaus zu kommen, sagte uns ihr Arzt am Telefon, – so ein Hämatom sehe krass aus, es bestehe jedoch kein Grund zur Sorge. Und so fand es doch noch statt, unser letztes, schönes Weihnachten. Und Line hatte Spaß. Typisch Line, aus allem das Beste machen und trotzdem lachen, rasseln und klatschen, futtern und Geschenke auspacken.
Niemals hätte ich gedacht, wie grausam das Schicksal Line und uns treffen könnte. Mein Kind hätte noch viele Weihnachten mit uns erleben sollen. Ich werde mich mein Leben lang fragen, wie das passieren konnte. Warum ausgerechnet Line?
Weihnachten wird nie wieder das selbe sein.